
„Ein Großer der deutschen Politik“: Feierstunde für Dr. Bernhard Vogel
19.12.2022Vogel war zwölf Jahre Regierungschef in Mainz gewesen, 1988 verabschiedete er sich aus Rheinland-Pfalz. Zunächst übernahm er danach die Leitung der Konrad-Adenauer-Stiftung, bevor er 1992 zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt und dort für weitere elf Jahre zum überaus beliebten Landesvater wurde.
Christian Baldauf MdL, heutiger CDU-Landeschef, brachte seine Bewunderung für Vogels Lebensleistung zum Ausdruck. Ganz besonders habe es Bernhard Vogel verstanden, Menschen mit ihren unterschiedlichen Interessen zusammenzuführen, habe das Verbindende als Brückenbauer immer in den Mittelpunkt gestellt. Nicht nur unser Bundesland, auch die CDU Rheinland-Pfalz habe Bernhard Vogel viel zu verdanken.
Baldauf: „Bernhard Vogel war mir immer ein geduldiger Förderer und Freund. Politik hat er zuallererst und stets als Dienst am Menschen begriffen. Für ihn war immer klar: erst die Menschen, dann das Land und dann die Partei.“
Kaleidoskop der deutschen Geschichte
Die Laudatio für den Jubilar hielt im Anschluss der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Stefan Harbarth. Er hob hervor: „Wir begehen heute den 90. Geburtstag eines Großen der deutschen Politik. Der Blick auf sein Lebenswerk ist ein Blick in das Kaleidoskop der deutschen Geschichte der letzten 90 Jahre.“ Das Handeln Bernhard Vogels wirke bis in die Gegenwart fort. Harbarth zeichnete das an vielen Beispielen aus dem politischen Leben Vogels nach.
So trieb Vogel etwa die Gründung der Universitäten Trier und Kaiserslautern, die Entkonfessionalisierung des Schulwesens, die Einführung des dualen Mediensystems, die Einheit der ost- und westdeutschen Bevölkerung oder auch die deutsch-französische Freundschaft voran. Vogel sei „ein lebendiges Beispiel dafür, dass sich Toleranz und Grundsatztreue, Pflichterfüllung und Offenheit, Realismus und Zuversicht nicht ausschließen müssen“, so Harbarth. Vogel habe sich um Deutschland herausragend verdient gemacht.
„Ich wollte nie Politiker werden“
Die Fragen der Schüler Ann-Kathrin Gemar und Johannes Röder aus der Jahrgangsstufe 13 des Gymnasiums am Kaiserdom in Speyer beantwortete Vogel mit Freude und gewohnt direkt, mit wachem Geist und mit dem ihm eigenen Humor. Gefragt, warum er Politiker geworden sei, sagte Bernhard Vogel: „Ich habe nie beschlossen, Politiker zu werden, sondern ein Kfz-Mechaniker hat mich gebeten, für den Stadtrat zu kandidieren, BASF-Mitarbeiter haben mich überredet, für den Bundestag zu kandidieren, ich habe mich von Helmut Kohl drängen lassen, Kultusminister zu werden. Ich wollte nie Politiker werden, ich bin aber dankbar, dass ich es geworden bin.“
Jüngeren Mut machen, sich zu engagieren
In seiner Dankesrede betonte Vogel: „Wir Alte sollten den Jüngeren Mut machen: Wer sich den gegenwärtigen Herausforderungen in der Welt mit Tatkraft stellt, wird sie meistern. Für Verzweiflung, Resignation und Zuhausebleiben besteht nicht der geringste Anlass. Engagieren Sie sich! In einer Partei, Organisation oder einem Ehrenamt. Es braucht uns als Mitmenschen, um selbst eine gute Zukunft zu haben.“
Zu den Feierlichkeiten war unter anderem auch die Ministerpräsidentin des Landes, Malu Dreyer, zu Gast. Sie bedachte Bernhard Vogel ebenfalls mit persönlichen Grußworten und betonte: „Bernhard Vogel ist der einzige Politiker in der deutschen Geschichte, der er es geschafft hat, 23 Jahre Ministerpräsident in zwei Bundesländern in West- und Ostdeutschland zu sein.“
Der CDU-Landesvorsitzende Christian Baldauf sprach Bernhard Vogel seinen großen Respekt aus: „Lieber Bernhard, ich kenne wenige Menschen, die mit 90 Jahren immer noch so lebensfroh, so interessiert, so belesen, so geistreich, so humorvoll und so unbeirrt nach vorne blicken. Darauf kannst Du stolz sein.“ Die Geburtstagsfeier bereicherte die musikalische Begleitung durch das Flötenquintett des Landespolizeiorchesters.