
Im Gespräch mit Dr. Fred-Holger Ludwig: Der neue Bundesvorsitzende der Senioren-Union stellt sich vor.
07.09.2023Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt und zur neuen ehrenamtlichen Herausforderung! Dr. Ludwig, Sie haben rund 57 Prozent der Stimmen bei der Bundesdelegiertenversammlung der Senioren-Union in Magdeburg erzielt – und das im ersten Wahlgang. Ein beeindruckendes Ergebnis, umso mehr, da Sie sich gegen den SU-Landesvorsitzenden aus Nordrhein-Westfalen, den stärksten SU-Mitgliederverband, durchgesetzt haben.
Wie haben Sie den Wahltag erlebt?
Zunächst war ich nervös. Aber als die Reihenfolge der Vorstellungsreden gelost wurde und ich, wie erhofft, als dritter und damit letzter Bewerber meine Rede halten durfte, wurde ich ruhiger. So bin ich zufrieden und gelassen in meine Vorstellung gegangen.
Und wie unverhofft kam der Wahlsieg für Sie?
Ganz ehrlich: sehr. Immerhin ist die nordrhein-westfälische Senioren-Union nicht nur der mitgliederstärkte Block, sondern verfügt allein beinahe über die Mehrheit. Ich bin dennoch angetreten, getreu meinem Motto „Demokratie lebt von Vielfalt.“
Und so war der Sieg gegen meinen Mitbewerber aus NRW alles andere als erwartbar, sondern eine echte Überraschung.
Sie sind der erste Rheinland-Pfälzer auf diesem Posten: Wie fühlt man sich als neuer Bundesvorsitzender der Senioren-Union?
Ich habe zwei Tage gebraucht, um wirklich zu realisieren, dass ich gewonnen habe. Ich bin stolz auf das Ergebnis und freue mich auf die neue Aufgabe. Dabei muss man wissen, dass ich in große Fußstapfen trete. Mein Vorgänger, Prof. Wulff, war immerhin über 20 Jahre im Amt, bevor er jetzt mit 90 (!) Jahren nicht mehr angetreten ist.
Aktuell fühle ich mich wie ein Surfer, der ganz oben auf der Welle reitet und dabei schauen muss, dass er dort klarkommt. Ja, das Bild trifft es gut.
Wie waren die Reaktionen auf Ihre Wahl?
Es gab viele positive Reaktionen, besonders über die Glückwünsche aus Nordrhein-Westfalen habe ich mich sehr gefreut.
Wer Sie kennt, weiß, dass Sie kein Frühstücksdirektor sind, sondern etwas bewegen wollen und die Dinge anpacken. Liegt die neue „Kommandozentrale“ der Bundes-SU damit ab sofort im pfälzischen Schweigen-Rechtenbach?
Die Bundesgeschäftsstelle der Senioren-Union ist in Berlin. Und so werde ich künftig häufiger in meinem Büro im Konrad-Adenauer-Haus vorbeischauen, zumal ich nun kooptiertes Mitglied im CDU-Bundesvorstand bin. Ich werde hart für die Senioren-Union arbeiten und diese innerhalb und außerhalb der Partei vertreten.
Sie sind jetzt quasi der oberste Senioren-Beauftragte der Union, gleichzeitig aber auch ein unabhängiger und ehrenamtlicher Lobbyist für die ältere Generation. Welches sind Ihre Schwerpunkthemen?
Ganz klar die zunehmende Altersarmut und die Altersdiskriminierung! Beides sind die zentralen politischen Herausforderungen mit Blick auf die ältere Generation. Bereits heute sind offiziell 690.000 ältere Menschen auf Grundsicherung angewiesen. Die Dunkelziffer könnte weitaus höher sein. Viele fühlen sich auch von Armut bedroht: Ob Heizungshammer oder die Grundsteuer, viele Senioren haben Angst, auf den Quadratmeter Wohnraum reduziert zu werden und am Lebensabend die Kosten für das eigene Häuschen nicht mehr stemmen zu können.
Immer mehr ältere Menschen sind nicht (nur) arm, sondern (auch) einsam und depressiv. Corona hat diese besorgniserregende Entwicklung leider zusätzlich verstärkt. Hier brauchen wir mehr psychosoziale Fachkräfte in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen. Und genau dies ist eine Aufgabe der Landesregierung.
Viele ältere Menschen haben auch Angst: im Alltag. Sie fühlen sich im öffentlichen Raum nicht mehr sicher und auch die häusliche Umgebung ist oft kein geschützter Raum mehr, wie das Beispiel von Schockanrufen zeigt.
All diese Menschen brauchen einen Fürsprecher und als solchen sehe ich mich qua Amtes ab sofort auf Bundesebene.
Und welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit bis 2025 gesetzt?
Hier kann ich vier übergeordnete Ziele bzw. Schlagworte nennen. Diese lauten: Lebensalter, Wertschätzung, Eigenständigkeit und „Union der Generationen“. Wenn diese erreicht sind, dann hat dies auch spürbare Auswirkungen auf die Altersarmut und Altersdiskriminierung.
Bitte erläutern Sie uns diese Ziele. Was meinen Sie konkret mit Lebensalter, Wertschätzung, Eigenständigkeit und „Union der Generationen“?
1. Der Begriff „Lebensalter“ muss in Art. 3 Absatz 3 GG aufgenommen werden, d.h. aus unserer Sicht muss es künftig lauten:
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung oder seines Lebensalters benachteiligt werden.“
Dies zu erreichen, wäre ein großer Schritt für die älteren Bürgerinnen und Bürger in unserem Land.
2. Stichwort Wertschätzung: Der Staat, die Regierung tragen eine große (Mit-)Verantwortung für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die ältere Generation verdient es, wertgeschätzt zu werden – und zwar deutlich mehr als gegenwärtig.
3. Stichwort Eigenständigkeit: Die älteren Bürgerinnen und Bürger verdienen es, eigenständig und bei guter Gesundheit bis ins hohe Alter zu leben und zu wohnen.
4. Stichwort „Union der Generationen“: Ich möchte die Zusammenarbeit mit der Jungen Union und Frauen Union ausbauen und intensivieren. Wir sind die drei größten Vereinigungen der CDU, gemeinsam haben wir mehr Reichweite und mehr Power. Gemeinsam können wir als „Union der Generationen“ viel bewegen in diesem Land, davon bin ich fest überzeugt. Und darauf freue ich mich!
Zum Schluss noch der Blick auf Rheinland-Pfalz: Sie sind seit 2017 auch SU-Landesvorsitzender und noch bis 2024 gewählt. Wie sind Ihre Pläne: Werden Sie beide Funktionen auf Bundes- und Landesebene parallel ausüben? Oder steht hier demnächst eine Neuwahl an?
Darüber werden wir zeitnah im SU-Landesvorstand beraten. Fest steht, dass ich auf Dauer nicht beide Ämter parallel so ausüben kann, wie es meinem Anspruch entspricht und wie die Verbände es auch verdienen. Ob und wie lange ich dies für eine Übergangszeit leisten kann und werde, hängt nicht zuletzt auch von meinen Vorstandskollegen ab. Hier habe ich tatkräftige Unterstützung u.a. durch meinen Stellvertreter Karl-Heinz Trotz vom Bezirksverband Koblenz-Montabaur, sodass ich zuversichtlich bin, dass wir hier gemeinsam bald eine gute Lösung finden werden.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute in der neuen Funktion!
Zur Person: Dr. Fred-Holger Ludwig
Geboren 1946, verheiratet, wohnhaft in Schweigen-Rechtenbach/Pfalz,
Facharzt für Gynäkologie, Gründer der Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs, Sanitätsrat
Seit 1989 CDU-Mitglied, seit 2007 Mitglied der Senioren-Union, seit 2017 Landesvorsitzender der Senioren-Union Rheinland-Pfalz, seit 31.08.2023 Bundesvorsitzender der Senioren-Union
Senioren-Union der CDU Deutschlands
Die Senioren-Union der CDU Deutschlands wurde am 20.04.1988 in Bonn als jüngste Vereinigung der CDU Deutschlands gegründet. Wenige Wochen später, am 28.06.1988, hat sich dann auch in Rheinland-Pfalz ein Landesverband der Senioren-Union in der CDU gegründet. Die Vorgeschichte der Senioren-Union reicht allerdings bis in die 70er Jahre zurück. So legte der Bundesfachausschuss „Sozialpolitik der CDU“ am 23. 06.1976 ein Programm für ältere Menschen vor.
„Ältere Menschen wollen heute eingebunden sein. Sie wollen mitwirken und mitgestalten und dafür die Anerkennung finden, die Sie verdienen.“, sagte Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl damals bei seiner Eröffnungsrede im Konrad-Adenauer-Haus.
Der Aufbau der Senioren-Union entspricht dem der CDU. Sie verfügt deutschlandweit über knapp 360 Kreisvereinigungen. Von den über 54.000 zahlenden Mitgliedern sind rund 52 Prozent gleichzeitig Mitglied in der CDU. In die Senioren-Union kann jeder über 60-Jährige eintreten. Eine CDU-Mitgliedschaft ist nicht erforderlich. CDU-Mitglieder, die über 60 Jahre alt sind, sind nicht automatisch Mitglied der Senioren-Union, sondern müssen eigenständig in die Senioren-Union eintreten, wenn sie Mitglied werden möchten. Die Bundesgeschäftsstelle der Senioren-Union hat ihren Sitz im Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Zentrale in Berlin. Die Senioren-Union ist auf europäischer Ebene in der Europäischen Senioren Union (ESU) vertreten.
Mehr dazu unter https://www.senioren-union.de/ und https://www.seniorenunion-rlp.de/